Anmoderationstext von Andrea Dee zum TV-Beitrag von GRAF+ZYX in ORF/3sat
‘Museum of Private Arts’ Volume 7 nennt das Wiener Künstlerduo GRAF+ZYX die heute gezeigte Auswahl aus seinen Kunst-Musik-Videoarbeiten der Jahre 1981-1985. Die multimediale Produktpalette ihrer ‘Mediensynthetischen Programme’ reicht vom digital-futuristischen Videoclip bis zur neonleuchtenden Rauminstallation, von Schallplatten mit Zukunftssoundtracks bis zum Science-Fiction-Bekleidungsdesign, von grafischen Licht-Metallobjekten bis zur minimalistischen Plakatwerbung und irritierenden Fernseh-Werbespots.
Auf die mediale Bilderwelt unserer Massengesellschaft reagierte die Kunst während der letzten Jahre in zweifacher Weise: Die Vertreter der ‘Neuen Malerei’ verweigerten sich der optischen Inflation und flüchteten in archaische Techniken künstlerischer Realitätsbewältigung. Ander – wie GRAF+ZYX – suchten die bewußte Konfrontation mit der Tv- und Medienwelt. Anstatt den Freiraum ‘Kunst’ als ein geschütztes Refugium vor einer immer undurchschaubareren Wirklichkeit zu benutzen, suchten sie nach Möglichkeiten, sich in die massenmediale Fluktuation der Bilder und Zeichen einzuschalten und herrschende ästhetische Strukturen durch eigene ‘private’ Zeichensetzungen zu relativieren.
GRAF+ZYX erregen mit ihren eigenwilligen Interpretationen der Wirklichkeit nicht selten Verwirrung. Vertreter des etablierten Kunstbetriebs fühlen sich oft durch die Plakativität der optischen Kreationen, durch Harmonie und Rhythmik der Tonstücke, durch den bisweilen zynischen Umgang mit Pop- und Werbeästhetik verunsichert. Ein kunsttheoretisch weniger vorbelastetes Publikum verwirren die ‘unkonsumable’ Ästhetik und der bewusste Verzicht auf eindeutige Inhalte und Botschaften.
Seit 1981 schicken GRAF+ZYX ihre audiovisuellen Impulse in den massenmedialen Alltag, die eigenwillige Gestaltungsweise ihrer Kunst-Arbeiten erregte seither nicht nur in Österreich, sondern international, bei den großen Kunstmessen in Köln, Basel und Paris, bei Video-Festivals wie Madrid, Stockholm und Laibach, bei Ausstellungen in der B.R.D., Holland und Frankreich aufsehen bei Publikum, Kritik und Presse.
Und selbst die in Bezug auf Hi-Tec-Kunst verwöhnten Amerikaner gerieten bei Präsentationen in New York und Chicago angesichts der Bild-Objekte und Video-Kunst aus dem Haus GRAF+ZYX ins Staunen.
Hinter den verblüffenden Film und Toneffekten steckt immer solides Kunsthandwerk: Die bis ins Kleinste durchgestylten Szenarien, Kostüme, Make-ups sind handgefertigt, belichtetes Filmmaterial wird händisch entwickelt und chemisch bearbeitet. Video und Toneffekte entstehen durch experimentellen Umgang mit der Elektronik und auch als Darsteller ihrer futuristischen Mini-Opern treten GRAF+ZYX ausschließlich selbst in Aktion.
Diese persönliche Transformation allgegenwärtiger Zeichen und Symbole verleiht den kühlen internationalen Kreationen des Duos GRAF+ZYX Eigenständigkeit und Intimität, macht ihre distanziert-technische ‘Private Art’ zu einer individuellen Antwort auf die nie verstummende Geräuschkulisse und den entlos flimmernden Bilderstrom unseres Informatiionszeitalters.
© Andrea Dee 1985