Eine gute Ausstellung kuratiert sich selbst.
Konzept zur Ausstellungsserie ab 2015
Was viele Künstler_innen als die produzierenden Akteure des Kunstbetriebs längst geschafft haben und transdisziplinär-locker die Einengung durch traditionelle Kunstgattungen losgeworden sind, findet auf der vermarktenden und vermittelnden Ebene bislang zu wenig Entsprechung: Noch immer sind da künstlich etablierte, oft konkurrierende Gettos, innerhalb derer Künstler_innen beworben und präsentiert werden.
Wie langweilig.
Der Gewinn an Kunstgenuss durch ein flexibleres Regelwerk einer fantasievolleren Kunstbetriebsszene ist unverzichtbar: Die Tank-203.3040.AT-Reihe Strategische Komplemente zeigt deshalb Künstler_innen in gemeinsamen Ausstellungen, die in vollkommen unterschiedlichen Zellen des Kunstbetrieb-Wabengeflechts aufgewachsen und zuhause sind und deshalb in der öffentlichen und auch brancheninternen Wahrnehmung in ganz verschiedene Schubladen verbannt wurden (I didn’t realize, that they even know each other …). Deshalb sind solche Konstellationen investigativ reizvoll.
Und diese Konstellationen sind experimentell, weil sie unsere Behauptung testen, dass auch die auf den ersten Blick willkürliche Aufstellung voneinander unabhängig manifestierter künstlerischer Positionen in einem gemeinsamen Ambiente aus einer anfänglichen Getrenntheit oder sogar Unvereinbarkeit sehr schnell eine harmonische und zugleich spannende Gesamtmenge egal wie unterschiedlicher künstlerischer Universen bildet:
Das rezeptive Bedürfnis, die Zusammenstellung einer Schau nach der zugrundeliegenden kuratorischen Absicht zu hinterfragen, und die daraus resultierenden Vermutungen werden Synapsen generieren, Schnittstellen, die die Arbeiten ungeachtet ihrer Urheberschaft, Formensprache und Intention miteinander verbinden und ihnen gemeinsame Bedeutungen und (Neu-)Interpretationen zuweisen werden.
Dabei sind diese neuen Bedeutungen aber keineswegs illusionär; es handelt sich im Gegenteil jedenfalls um Qualitäten, die den Arbeiten schon immer inhärent waren, aber erst jetzt, mit dem Impulsantrieb komplementärer Potenzierung als Treiber, bemerkt und wahrgenommen werden können – von Rezipienten, aber auch nachträglich in den eigenen Arbeiten von den ausstellenden Künstlern_innen selbst (für diese Aktivierung der Antennen für die Arbeit des/der anderen reichen dabei gegenseitige Sympathie und Wertschätzung der beteiligten Künstler_innen aus). Jede gute Ausstellung reicht ihr Konzept also automatisch nach und kuratiert sich letztlich selbst.
Dass man so auch als Publikum Leute in einen Raum bringt, die einander im Gegensatz zu den Ausstellenden vermutlich tatsächlich nicht kennen, sollte kein Nachteil sein.